„Unter den Torhütern muss es eine gesunde Rivalität geben“ – Kevin Götz über Torwartrolle & Teamdynamik (Teil 1)

In dieser Episode des Waterpolo Expert Talk spricht Kevin Götz, Bundesligatorhüter von Waspo Hannover und deutscher Nationalspieler, ausführlich über die besondere Rolle des Torwarts im Wasserball, über Konkurrenz, Vertrauen und warum gesunde Rivalität ein entscheidender Faktor für Leistung und Entwicklung ist.

Kevin beginnt mit einem Rückblick auf seine Anfänge im Wasserball. Wie bei vielen Spielern war auch bei ihm der Einstieg eher zufällig. Über den Geburtstag seines Bruders und einen Besuch im Schwimmbad wurde er von einem Trainer angesprochen – und blieb dem Sport seitdem treu. Dass er schließlich im Tor landete, war ebenfalls kein langfristiger Plan, sondern entwickelte sich Schritt für Schritt aus seinen ersten sportlichen Erfahrungen.

Ein zentraler Teil des Gesprächs dreht sich um die Torwartposition. Kevin beschreibt sehr offen, warum das Zusammenspiel zwischen Torhütern besonders sensibel ist. In einer Mannschaft gibt es meist nur ein oder zwei Positionen, auf denen echte Konkurrenz herrscht – im Tor ist das besonders ausgeprägt. Trotzdem betont er, dass Rivalität nur dann leistungsfördernd ist, wenn sie von Respekt, Professionalität und Vertrauen begleitet wird. Dauerhafte Spannungen oder persönliche Konflikte würden nicht nur dem Einzelnen, sondern dem gesamten Team schaden.

Kevin spricht dabei auch über seine eigenen Vereinswechsel und Entscheidungen. Der Wechsel zu Waspo Hannover war für ihn bewusst ein Schritt in ein professionelleres Umfeld mit klaren sportlichen Zielen. Obwohl die Torhütersituation zunächst anspruchsvoll war, sieht er Konkurrenz nicht als Bedrohung, sondern als Chance, sich gemeinsam weiterzuentwickeln. Wer am Ende spielt, entscheidet die Leistung – nicht der Name.

Besonders interessant sind Kevins Einblicke in die Teamchemie außerhalb des Beckens. Gemeinsame Zeit abseits von Training und Spielbetrieb – ob in der Schule, im Internat oder im Urlaub – sei oft entscheidend dafür, ob eine Mannschaft im entscheidenden Moment füreinander kämpft. Kleine zusätzliche Wege, ein Extra-Meter im Wasser oder eine zusätzliche Parade entstehen häufig aus genau diesem Zusammenhalt.

Auch die Nachwuchsentwicklung nimmt einen großen Raum ein. Kevin schildert, wie wichtig frühe Einsätze junger Spieler in der Bundesliga sind, um den Übergang von Jugend- zu Herrenbereich abzufedern. Wer bereits mit 16 oder 17 erste Erfahrungen im Erwachsenenbereich sammelt, ist später deutlich besser vorbereitet. Gleichzeitig warnt er davor, Talente zu früh abzuschreiben. Entwicklung verlaufe nicht linear – manche Spieler brauchen einfach mehr Zeit.

Ein weiteres wichtiges Thema ist das Aufhören junger Spieler. Kevin betont, dass der Sport es sich nicht leisten kann, motivierte Jugendliche zu verlieren. Nicht jeder muss Bundesliga oder Nationalteam spielen. Auch zweite Ligen, andere Vereine oder neue Rollen wie Trainer, Schiedsrichter oder Funktionär seien wertvolle Wege, um dem Wasserball erhalten zu bleiben.

Diese Episode bietet einen ehrlichen, differenzierten und praxisnahen Einblick in die Welt der Torhüter, in Teamdynamiken und in die Herausforderungen der Nachwuchsarbeit im deutschen Wasserball.